Bio-Lebensmittel - Bio logisch?

Billig, billiger, am billigsten. Wer einen Supermarkt betritt könnte meinen, das sei das Motto der großen Supermärkte, der Politik und vieler Konsument*innen.

Günstige Lebensmittel, das hört sich zwar erst einmal gut an, doch das Problem dabei ist: um immer billiger zu produzieren, müssen Ernteausfälle verhindert und der Ertrag der Pflanzen immer weiter gesteigert werden. Um diesem Preisdruck standzuhalten, wenden viele konventionelle landwirtschaftliche Betriebe für den Menschen ungesunde und umweltschädliche Methoden an.

So entspricht in vielen Betrieben der Umgang mit Tieren nicht den der artgerechten Haltung. Die aggressive Mast der Tiere funktioniert oft nur mit dem Einsatz von Antibiotika und Wachstumshormonen. Und auch die Böden und Äcker der konventionellen Bauern werden durch gentechnisch veränderte Pflanzen und den Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngern nicht geschont.

Diese Methoden sind für uns Menschen oftmals ungesund, denn Pestizid- und Dünger-Rückstände an unseren Lebensmitteln enthalten beispielsweise giftige Schwermetalle wie Cadmium, die sich in unseren Körpern einlagern. Außerdem sind viele der konventionellen Anbaumethoden umweltschädlich. Pflanzen können zum Beispiel Resistenzen gegen die auf die Felder ausgebrachte Chemie entwickeln. Je mehr davon ausgestreut wird, desto mehr belastet das andere Organismen - Tiere und Pflanzen - in der Umgebung und in ganzen Ökosystemen.

Aus diesen Gründen entwickelte sich um die 1970er Jahre eine Gegenbewegung, die versprach, für den Menschen gesünder und für die Umwelt nachhaltiger Lebensmittel zu produzieren: die biologische oder ökologische Landwirtschaft. Unter biologischen Lebensmitteln versteht man eine Erzeugung und Verarbeitung nach den Richtlinien des ökologisch kontrollierten Anbaus: keine Gentechnik, keine chemischen Dünger oder Pflanzenschutzmittel und artgerechte Tierhaltung.

Das macht biologische Lebensmittel sowohl gesünder - denn sie enthalten mehr Nährstoffe wie Mineralien und Vitamine – als auch umweltschonender. Durch Fruchtfolgen auf den Äckern beispielsweise werden die Böden weniger ausgelaugt. Und als Dünger wird auf Demeter-Höfen beispielweise nur der eigene Kuhmist genutzt.

Aber Achtung – nicht überall, wo Bio draufsteht, ist gleich viel bio drin. Denn seitdem biologische Produkte auch in Supermärkten angeboten werden, wurden eine Vielzahl von Bio-Siegeln ins Leben gerufen. Und die sind ganz unterschiedlich streng.

Eine kurze Biosiegelkunde:

Der Begriff „Bio“ ist von der Europäischen Union gesetzlich geschützt. Nur wer sich an die Mindeststandards der EG-Verordnung von 2009 hält, darf sein Produkt „bio“ nennen und dieses Siegel tragen.

Die Mindeststandards dieses Siegels sind

  • Verbot synthetischer Pflanzenschutzmittel,
  • artgerechte Tierhaltung,
  • Verbot gentechnisch veränderter Pflanzen und Tiere,
  • Verbot der Verabreichung von Antibiotika und
  • Verbot der Konservierung durch radioaktive Strahlen.

Seit 2001 existiert das ganz ähnliche staatliche Bio-Siegel. Wie auch das EU-Bio-Siegel, steht dieses Siegel für die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung. Allerdings darf es nur zusätzlich zum EU-Bio-Logo verwendet werden.

Neben den staatlichen Bio-Siegeln haben sich etliche private Initiativen und Verbände entwickelt, die über die staatlich festgelegten Mindeststandards von Bio-Produkten hinausgehen und ganz unterschiedlich strenge Kriterien erfüllen.

Die wichtigsten Unterschiede zu den nationalen bzw. europäischen Bio-Siegeln sind:

  • Umstellung auf ökologische Bauernhöfe: Die Anbauverbände verlangen eine einheitlich ökologische Arbeit auf Hof und Acker. Die konventionelle Arbeit auf einem der beiden Gebiete ist nicht erlaubt.
  • Einsatz von konventionellen Futtermitteln ausgeschlossen: Im Gegensatz zu den EU-Richtlinien dürfen in Deutschland? konventionelle Futtermittel gar nicht mehr oder nur in engerem Rahmen verwendet werden.
  • Mehr Flächenbindung: Um eines der Warenzeichen zu erhalten, müssen die Bauern und Bäuerinnen den Schweinen und Hühnern wesentlich mehr Platz bereitstellen, als es die EU vorschreibt.
  • Düngerzukauf nur aus ökologischen Betrieben: Den Verbandsbbauern und- bäuerinnen ist es, anders als bei EU-Bio-Bauern und Bäuerinnen, verboten, Gülle und Jauche aus konventionellen Betrieben einzusetzen, auch nicht in Ausnahmefällen.
  • Weniger Hilfs- und Zusatzstoffe: Verbandsbauern verzichten weitgehend auf Enzyme und natürliche Aromen. Dies ist für verschiedene Produktgruppen geregelt.

In Deutschland sind Demeter, Bioland und Naturland die größten und bekanntesten Öko-Anbauverbände. Diese stellen wir hier kurz vor. Auf ihren Internetseiten könnt ihr euch noch viel mehr zu den Kriterien der einzelnen Verbände durchlesen.

Bioland

Bioland ist gemäß der Fläche und Mitgliederzahl der größte ökologische Anbauverband Deutschlands. Um das Bioland-Siegel zu erhalten, müssen die landwirtschaftlichen Betriebe alle Betriebszweige auf biologische Landwirtschaft umstellen. www.bioland.de

Demeter

Demeter ist ein Anbauverband der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Das heißt, dass hier die nachhaltige Bewirtschaftung der Natur und die natürlichen Prozesse im Boden und den Lebensmitteln selbst im Vordergrund stehen. www.demeter.de

Naturland

Naturland gehört zu den großen Zertifizierungsorganisationen von Bioprodukten und möchte ökologische Kompetenz mit sozialer Verantwortung vereinen. Auch Naturland deckt mit seinen Richtlinien Bereiche ab, die in den EU-Richtlinien nicht geregelt sind, wie etwa in der Textil- und Kosmetika-Herstellung. www.naturland.de

Fisch & Meeresfrüchte

Auch bei Fisch und Meeresfrüchten kannst du auf die Zertifizierung von Bioland oder Naturland achten. Oder auf das MSC Siegel für nachhaltige Fischerei. Was es allgemein bei nachhaltigem Fischverzehr zu beachten gibt, erfährst du beim Greenpeace Ratgeber.

 

Und was ist nun der Haken an Bio-Produkten?

Dadurch, dass biologische Produkte immer stärker nachgefragt werden und wir mittlerweile fast jedes Produkt auch biologisch produziert bekommen, ergeben sich auch Probleme. Viele der Lebensmittel werden aus dem Ausland importiert, nicht selten von Übersee: Avocados aus Südmexiko oder Ananas aus Brasilien. Das bedeutet, dass die eigentlich ökologischen Produkte durch die langen Transportwege eine schlechte CO2-Bilanz aufweisen können. Damit belasten Bio-Produkte genauso wie konventionelle Produkte das Klima. Bei einigen Produkten kann man das nicht umgehen. Oft hat man aber auch die Wahl und kann dann eher auf die regionalen Produkte zurückgreifen.

Regionale und insbesondere auch saisonale Lebensmittel zu essen ist außerdem eine Möglichkeit, die Lebensmittelkosten auch bei Bio-Produkten gering zu halten. Denn biologische Produkte sind meist etwas teurer als konventionelle. Das liegt daran, dass bei gleichem Arbeitsaufwand oft etwas weniger Ertrag herauskommt. Außerdem sind ökologisch wirtschaftende Betriebe meist kleiner. Das führt zu höheren Kosten pro Einheit. Trotzdem sind eine Bio-Tomate im Juli und ein Bio-Wirsingkohl im November – also saisonal - auch im Bioladen sehr günstig. Schau doch mal hier im Saisonkalender nach.


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