Europäisches Hühnchen in Westafrika

Wir lassen uns Hähnchenbrust schmecken – aber was passiert mit dem Rest des Huhns? Ein Beispiel für den westlichen Beitrag am Hunger in der Welt ist das „chicken schicken“. Weil wir in Europa am liebsten nur die Hähnchenbrust essen, entstehen zahlreiche essbare „Abfälle“: Hühnerflügel und -beine werden zum Beispiel nach Benin oder Ghana geliefert. Da die Entsorgung unserer Überproduktion in Europa teurer wäre, werden die „Abfälle“ dort zu extrem niedrigen Preisen verkauft.
Die importierten Hähnchenteile aus Übersee sind dort viel günstiger, weshalb die einheimischen Geflügelproduzent/-innen keine Abnehmer/-innnen mehr finden. Die Folge: Die lokalen Märkte und somit zahlreiche Arbeitsplätze in der Geflügelproduktion gehen verloren. Auch die Existenzgrundlage der Kleinbäuerinnen und -bauern, die Futtermittel herstellten, wird zerstört. Ähnliches passiert mit Milchpulver oder Tomatenmark aus der EU und den USA.

Von wegen gleich be-HANDEL-t!

Die Geschichte vom Hähnchenfleisch zeigt exemplarisch: Im Welthandel herrschen ungleiche Bedingungen. Viele sogenannte Entwicklungsländer senkten auf Druck der EU in den vergangenen Jahrzehnten ihre Importzölle, die sie vor den oben beschriebenen Dumping-Exporten aus der EU schützen sollten.  Dabei verfolgte gerade Europa eine ähnliche Schutzpolitik nach dem zweiten Weltkrieg, um die eigene Landwirtschaft aufzubauen.
Zudem förderte die EU in den vergangenen Jahrzehnten mit seinen Exportsubventionen den Verkauf von Überschüssen aus der heimischen Produktion in die sogenannten Entwicklungsländer. Das hatte zur Folge, dass viele Regierungen in so genannten Entwicklungsländern die kleinbäuerliche Landwirtschaft vernachlässigten. Die Abhängigkeit von Importen aus Europa nahm zu. Diese Exportsubventionen werden nun zu Recht Stück für Stück reduziert. Ob die großen europäischen Flügellieferanten ihre billige und unfaire Exportpraxis damit einstellen, bleibt allerdings vage. 

Subventionen – wem nützt hier was?

Eine andere kritische Subventionspolitik gibt es nach wie vor innerhalb Europas. Die Hilfsmittel gehen nicht unbedingt an bedürftige Betriebe, sondern oft an große industrielle Betriebe. Von den Direktzahlungen aus gemeinsamen Mitteln der EU erhalten 20 Prozent der Betriebe gerade einmal 70 Prozent.  Betrachtet man die Mittelvergabe in Europa, so erhalten sechs Prozent der größten Betriebe 69 Prozent der Hilfsgelder, so die Rechercheergebnisse der Kampagne „Meine Landwirtschaft“. Das heißt auch in Deutschland profitieren nicht die kleinen bäuerlichen Familienbetriebe. Zudem werden ökologische Standards bislang unzureichend berücksichtigt und gefördert.

Es geht also nicht um ein Ausspielen des ländlichen Raumes in den Ländern des Südens gegen den ländlichen Raum im Norden. Die Herausforderungen im Agrarbereich sind globaler Art und können nur in einer umfassenden Perspektive gelöst werden. 

Die GEPA zeigt jetzt beispielhaft, wie das geht. Bei ihr trifft faire Bio-Alpenmilch auf fairen Bio-Kakao: www.gepa-jetzt-faire-milch.de

Wir fordern: Ernährungssouveränität für alle!

Derzeit wird die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) neu ausgehandelt. Also besteht jetzt die Chance, sie so zu gestalten, dass alle Menschen gut leben können. Unsere Agrarpolitik darf auch den Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern nicht schaden! Die EU-Agrarpolitik muss den Menschen in Entwicklungsländern garantieren, dass ihr Menschenrecht auf angemessene Ernährung zukünftig berücksichtigt wird.


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